GALERIEN
aus Billlwerder
Tiere in Billwerder
HISTORIE
Das Dorf Billwerder
Als alter, seit 1162 urkundlich erwähnter Siedlungsort und seit 1196 bereits gegen die von der Nordsee her drohenden Fluten eingedeichtes Dorf, gehört Billwerder mit Allermöhe, Moorfleet und Ochsenwerder zu den Hamburger Marschlanden. Diese ursprünglich von Prielen und Süßwasserwatten geprägte Elbinsel Billwerder liegt zwischen Hamburg und Bergedorf am Nordufer des eiszeitlichen Urstromtales der Elbe.
Bereits 1395 gelangte dieses Dorf, zunächst als Pfand, in Hamburger Besitz. Ursprünglich galt Billwerder mit dem Billwerder Billdeich in einer Ausdehnung von 17 km als längstes Straßendorf Europas. Durch Umbenennungen, z. B. Billbrookdeich, weist der heutige Billwerder Billdeich bis zur Einmündung in die Kampchaussee – heute Kurt-A.-Körber-Chaussee – eine Länge von rund 8 km auf. Der Deichverlauf folgt den Windungen der Bille.
Wegen seiner landschaftlichen Vorzüge wurde Billwerder an der Bille seit ca.1550 beliebter Sommersitz der wohlhabenden Hamburger. 1811 schreibt J. L. Heß in seinem Hamburger Reisetagebuch: „ Die Billseite hat mehr und schönere Gärten als die Elbseite, weil sie eine angenehmere Lage hat“.
Viele vermögende Hamburger, Senatoren und Kaufleute und die Pastoren der Hamburger Hauptkirchen jener Zeit, bauten sich hier große Landsitze. Mit dem Wechsel des damaligen Gartenideals, d.h. vom Barockgarten zum englischen Garten, für den in Billwerder eine hügelige Landschaft als Voraussetzung fehlte, und mit zunehmender Industrialisierung und planmäßiger städtischer Erschließung, vor allem nach dem Bau der Hamburg-Bergedorfer Eisenbahn im Jahre 1842, wandten sich diese Hamburger Landhaus- und Parkbesitzer von Billwerder ab und zogen in die westlichen, hügeligen Elbufergebiete der Stadt. Etliche dieser sogenannten ehemaligen „Lusthäuser“ sind noch heute in Billwerder vorhanden.
Hervorzuheben sind das Dorf Billwerder und seine Landschaft wegen der besonderen Lage im Übergangsbereich Geest, Sanddünen (größte Binnenlanddünen Deutschlands), Niedermoor, Bille und Marschenlandschaft. Die Kultur- und landwirtschaftlichen Flächen Billwerders sind reich an Tier- und Pflanzenarten, die zum Teil auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehen.
In aktuellen Stellungnahmen sagen Gutachter und Hamburger Behörden heute, dass das Dorf Billwerder und seine Landschaft in Norddeutschland und selbst darüber hinaus einmalig sind. Der Billwerder Landschaftsraum bildet einen notwendiger Puffer zum international bedeutsamen Naturschutzgebiet „Boberger Niederung“ mit seinen Sanddünen, Niedermoor, Wiesen und Gehölzen nördlich der Bille.
Das heute noch vorhandene Dorf Billwerder ist einer der 104 Hamburger Stadtteile. Dieses Dorf in der Stadt zwischen Hamburg und Bergedorf wird geprägt durch eine lebendige Landwirtschaft mit Ackerbau, Viehzucht und Blumenbau. Die heutige Fläche umfasst gerade noch 1/3 der ehemaligen Billwerder Fläche. Heute leben hier rund 1.600 Einwohner, umgeben von Wiesen und Feldern, reicher Vegetation und einigen hundert Pferden. Billwerder gilt als Hamburgs Pferde- und Reiterhochburg.
Im vergangenen Jahrhundert verbrauchte Hamburg große Billwerder Gebiete für Gewerbe- und Industrieansiedlung sowie Wohnbau und benannte diese Viertel anders, z.B. Billbrook (seit 1913), Bojewiese (1920/21), Neu-Nettelnburg (1931), Bergedorf-West (1968), Neu-Allermöhe (1984).
Um weiterem Landschaftsverbrauch für Industrie- und Gewerbebauten, bzw. Industrieansiedlungen entgegenzuwirken, hat sich im Januar 1988 eine Bürgergruppe unter dem Namen „Dorfgemeinschaft Billwärder an der Bille“ e.V. zusammengetan. Dieser inzwischen rund 190 Mitglieder umfassende Billwerder Bürgerverein setzt sich engagiert und entschlossen für den Erhalt und Schutz der wertvollen Billwerder Kulturlandschaft und den dörflichen Charakter von Billwerder, für Denkmal- und Naturschutz und die Förderung des dörflichen Lebens ein.
Das dörfliche Leben wird u.a. durch kulturelle Veranstaltungen gefördert. Hervorragende Aktivitäten der Dorfgemeinschaft Billwärder sind daneben die Baumpflanzaktionen am Billdeich. Seit 1989 pflanzte die Dorfgemeinschaft Billwärder an der Bille e.V. immerhin 190 Bäume an ihren Deich, darunter ca. 150 alte Apfel- und Birnbaumsorten.
1995 brachte die Dorfgemeinschaft Billwärder an der Bille ein viel beachtetes Buch über Billwerder heraus:
Billwerder lebt – 1395 – 1995 – vor 600 Jahren fiel der Billwärder an Hamburg. 34 Autoren und Autorinnen schrieben in ihrem Dorf Billwerder über dieses Dorf, über Geschichte, Kultur, Flora, Fauna, Gebäude und die Menschen dieser Landschaft.
Inzwischen gilt die Dorfgemeinschaft Billwärder an der Bille bei Hamburger Behörden und Politikern als unbequemer, aber konstruktiver Gesprächspartner und das Dorf Billwerder mit seinem umgebenden Restlandschaftsbereich als erhaltenswert.
Die Hamburger Stadtentwicklungsbehörde hat mit Hilfe externer Planer und in Abstimmung mit den politischen Gremien ein „Dorfentwicklungs- und Schutzkonzept“ ausgearbeitet, in welches auch Anregungen der Dorfgemeinschaft Billwärder an der Bille eingeflossen sind.
Empfehlenswert ist der Gestaltungsleitfaden der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde für Bauherren in Billwerder: „Stadtbild Hamburg – Billwerder Billdeich – Anleitung zur Gestaltung bei Renovierung, Umbau und Neubau“. Er bringt in Beispielen die Schönheit des Dorfes Billwerder ins Bewusstsein, und regt dazu an, diese zu erhalten.
Als Ausflugsziel genießt Billwerder nach wie vor – zu jeder Jahreszeit – einen attraktiven Ruf. Fluss, Felder und Wiesen, Gärten, Bäume ziehen viele Ausflügler in dieses nun auf rund 8 km Länge „geschrumpfte“ Straßen- und Marschhufendorf an der Bille. Ein heutiger Kommentator schreibt über unser Billwerder: „… dies ist wunderbarste Landschaft inmitten der Stadt“.